Da wir mehrmals schon danach befragt worden sind, möchte ich auch an dieser Stelle eine Antwort einstellen, zumal ich seit einiger Zeit für unser Projekt werbe. Inzwischen sind wir an einem Punkt angelangt, von dem aus nur noch „höhere Einwirkungen“ das Ereignis verhindern könnten, und deshalb gestatte ich mir nun doch einige Bemerkungen.
Eine Idee in diesem Sinne braucht es gar nicht, denn eine Buchmesse dient in erster Linie dem Verkauf von Büchern und der Werbung für sie. Trotzdem erleben die meisten Verlage und Autoren seit Jahren eine sich immer mehr verstärkende Politisierung derartiger Ereignisse, und gerade die größten Messen gehen darin mit abschreckendem Beispiel voran.
Wir glauben, dass Literatur frei sein und frei bleiben muss. Sie darf sich jegliche Äußerung erlauben, denn sie möchte der geistig-seelischen Entwicklung des Menschen sowie der gesamtgesellschaftlichen Debatte zu bestimmten Themen dienen. Keines dieser Themen darf, durch wen auch immer, tabuisiert oder dämonisiert werden. Nur so sind echte Diskussionen, ist eine ehrliche und lebendige Gesprächskultur überhaupt möglich. Ein Niederschreien einer Aussage, weil der Schreihals sich einbildet, die alleinige Instanz für Wahrheit und Moral zu sein, sollte als unakzeptables, weil hinter das Zeitalter der Aufklärung zurückfallendes, Verhalten erkannt werden und darf einen Meinungsaustausch keinesfalls bestimmen. Ein Denken in Schubläden und Feindbildern (beispielsweise „rechts“ und „links“) halten wir für ausgesprochen überholt und entwicklungsleugnend, wenn nicht sogar -verhindernd. Und Demokratie, die diese Bezeichnung verdient(!), lässt Menschen frei und ohne jegliche Bevormundung entscheiden. (Für eben eine solche Demokratie bin ich selbst im Herbst 1989 in Leipzig viele Montage hintereinander auf der Straße gewesen.)
Die von immer mehr Menschen stark beklagte gesellschaftliche Spaltung kann nur in Freiheit und durch unser aller Bereitschaft, erneut aufeinander zuzugehen, wieder geheilt werden. Fortdauernde Meinungsknebelungen, stereotype Schmähungen und Verketzerungen verstärken die Gräben. Deshalb möchten wir ausdrücklich, dass sich auf diesem unseren BÜCHERFRÜHLING Menschen sehr unterschiedlicher Vorprägung neu begegnen lernen. Die von vielen als chaotisch empfundenen Entwicklungen in unserem Land und in dieser Zeit bilden meiner Ansicht nach die besten Voraussetzungen dafür.
Weiterhin möchten wir den Reichtum unserer deutschen Muttersprache neu in den Fokus stellen. Weder das unsägliche Gendern noch die Verzerrung unserer Sprache ins Denglische erscheint uns zukunftsweisend, obwohl wir uns darüber klar sind, dass eine solche Rückbesinnung auf unsere Wurzeln Zeit und Sorgfalt braucht. (Dass Teile der Jugend sich wieder für die Ursprünglichkeit unserer Sprache interessieren, haben wir immerhin schon hier und da erlebt; es gibt sogar ein neu erwachtes Interesse für Fraktur- und Sütterlinschrift.)
Obwohl es nicht in unserer Absicht gelegen hat, könnte sich die kleine Regionalbuchmesse außerdem zu einem beachtlichen Lesefest entwickeln. Viele der teilnehmenden Autoren möchten ihre Werke vorstellen, und wir wünschen ihnen ein neugieriges und nach Möglichkeit auch begeistertes Publikum.
Lengenfeld könnte auf diese Weise nicht nur insgesamt belebt werden, sondern erhält zudem viele Anstöße, sich selbst neu zu erfinden.
Über die sich scheinbar im Land ausbreitende Dunkelheit schimpfen kann jeder. Wir halten es für besser, ein Licht – noch besser: viele Lichter – anzuzünden. Und VOGTLANDS 1. BÜCHERFRÜHLING hat gute Chancen, ein beachtliches Feuerwerk zu werden.
Andreas H. Buchwald Lengenfeld, 6. April 2025